Mit Hammer, ohne Meißel

WIS-Mitarbeiter beteiligten sich am Festumzug in historischem Gewand

WIS erinnert an Grundsteinlegung der Neustadt

03.07.2015

Mit mehreren Bildern beteiligte sich die WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH am großen Festumzug anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums von Lübbenau/Spreewald. Am Straßenrand unternahmen 25000 Zuschauer eine Reise durch die Zeit. In 70 unterschiedlichen Motiven haben mehr als 1400 Mitwirkende die Lübbenauer Stadtgeschichte präsentiert.

Von der urkundlichen Ersterwähnung, über die Besiedlung durch die Slawen, durch Kriegszeiten hinweg, wurde Lübbenau ein bedeutender Industriestandort in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Entsprechend dem Kohle- und Energieprogramm des sozialistischen Staates, das eine erhebliche Erhöhung der Kohleförderung vorsah, um den eigenen Energiebedarf langfristig zu sichern, wurden 1957 Rodungsarbeiten auf dem späteren Kraftwerksgelände durchgeführt. Anfang September des gleichen Jahres erfolgte die feierliche Grundsteinlegung der Lübbenauer Neustadt in der Eichenallee (die heutige Straße des Friedens). Als Bauarbeiter, Zimmerleute und Ingenieure verkleidet, erinnerten die Mitarbeiter der WIS beim Festumzug symbolisch an dieses bedeutende Ereignis.

Von großer Wichtigkeit ist diese Jahreszahl auch für die kommunale Wohnungsbaugesellschaft selbst: Am 15. September 1957 wurde der damalige „VEB (G) Wohnungs-Wirtschaftsbetrieb der Stadt Lübbenau“ gegründet, aus dem ein Jahr später der „VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Lübbenau“ hervorging. 1958 bewirtschafte dieser 3000 Wohneinheiten und betrieb drei Heizwerke. In der Stadt folgten die Gründung des VEB Braunkohlenwerk „Jugend“ (BKW, 1959) und die Errichtung des VEB Kraftwerk Lübbenau (1960). Letzteres galt neben dem in Vetschau als eines der beiden „größten Kraftwerke auf Braunkohlebasis“ in der DDR, wie der damalige Erste Sekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht verkündete. Ebenfalls 1960 wurde der letzte von sieben Schornsteinen fertiggestellt. Darauf waren die Lübbenauer besonders stolz, was sie in regem Beifall bei dem entsprechenden Bild des Festumzugs mit den vorbei rollenden, rauchenden Schloten bewiesen.

Die Braunkohle brachte Aufschwung in die Region und neue Bewohner. Viele Arbeiter zogen für eine Anstellung im Kraftwerk aus der ganzen Republik nach Lübbenau. So auch die Schwiegereltern von Heidi Bachmann aus Hindenberg: „Sie kamen aus der Ecke Nordhausen/Sangerhausen.“ Wie sie von den Eltern ihres Mannes erfuhr, lebten diese zunächst in einer Zwischenunterkunft in Vetschau, ehe sie eine Wohnung in Lübbenau zugewiesen bekamen. In den Zwischenunterkünften wohnten mitunter drei bis vier Parteien gemeinsam in einer Woh-nung. „Meine Schwiegereltern haben beide im Kraftwerk gearbeitet“, verrät die 56-Jährige wei-ter. „Eckhard war für den Transport zuständig. Erika arbeitete im Büro.“ Ihr Mann begann nach der Lehre auch im Kraftwerk zu arbeiten, als „Feuerungsmaurer“. Seine Brüder waren ebenfalls in diesem volkseigenen Betrieb tätig. „Der Name Bachmann war dort schon ein Begriff“, erzählt Heidi Bachmann. Sie selbst hätte dort genauso anfangen können. Doch sie hatte ande-re Pläne.

Kontinuierlich stieg der Wohnbedarf in Lübbenau. Die bereits ab 1958 eingeführte Plattenbauweise brachte für die damalige Zeit sehr moderne Wohnungen hervor. Ausgestattet mit Fernheizung, fließendem kalten und warmen Wasser sowie einer Einbauküche und einem Bad, waren sie sehr begehrt bei den zumeist jungen Mietern. Im Laufe des Zuzugs (1959 zählte Lübbenau 10669 Einwohner), erfolgte auch eine kulturelle Aufwertung der Neustadt: So wurden das Kulturhaus der Gewerkschaften („Holzoper“, 1957) und die Gaststätte „Turbine“ (1959) eröffnet. 1965 wurden der „Rote Platz“, das „Kaufhaus des Friedens“ sowie das Hochhaus (das heutige „Spreewaldhaus“ der WIS) fertiggestellt. Zwei Jahre später eröffnete das heutige griechische Restaurant in der Straße der Einheit als Gaststätte „Luna“.

„Laut Beschluss der Kreistagssitzung vom 14.12.1972 wurde die Umgestaltung des VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Lübbenau zum VEB Gebäudewirtschaft Calau, Sitz Lübbenau, beschlossen“, wie aus einer Veröffentlichung des seinerzeitigen Direktors Günter Franze hervorgeht. Die Neubildung ergab sich als „Konsequenz zur Erfüllung der vom VIII. Parteitag der SED gestellten Hauptaufgabe, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen – besonders die der Arbeiterklasse – ständig zu verbessern.“ Im darauffolgenden Jahr erfolgte die Umsetzung.

1977 übernahm die VEB Gebäudewirtschaft Calau Verantwortung für mittlerweile 6998 Wohnungen. Zugleich feierte der Betrieb sein 20-jähriges Bestehen im „Kulturhof der Gewerkschaften“ mit insgesamt 250 Personen. Inklusive Speisen und Getränke, Auszeichnungs-Prämien, Kulturprogramm, Tanzkapelle sowie Tombola-Artikel ließ sich die Firma die Feierlichkeiten 20.000 Mark kosten. Dies geht aus entsprechenden Protokollen betriebsinterner Unterlagen hervor. 134 „Kolleginnen und Kollegen“ waren dieser Zeit im Unternehmen beschäftigt. Im glei-chen Jahr begann Heidi Bachmann ihr Studium zum „Ingenieur für Tiefbau“. Drei Jahre später, 1980, bewarb sie sich bei der Gebäudewirtschaft Calau und erlangte eine Anstellung als Tech-nologe (Produktion). Seit nunmehr 35 Jahren arbeitet sie in dem Wohnungsbauunternehmen, welches 1991 zur WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH wurde. Sie ist froh einen „fairen und sozialen Arbeitgeber zu haben“ und war gutgelaunt beim Festumzug mit dabei. WIS-Chef Michael Jakobs ist stolz auf seine Mannschaft: „Mit unserem Auftritt beim Festumzug haben unsere Mitarbeiter ihre Leidenschaft für die WIS und für die Stadt gezeigt.“ Mit ih-rem Engagement beim Stadtumbau beweist der Wohnungsanbieter seit vielen Jahren seine Identifikation mit der Spreewaldstadt. Das Unternehmen schafft Qualität und Lebensgefühl für die heutigen und zukünftigen Einwohner des 700-jährigen Lübbenaus.

Weitere Fakten:
1990 zählte Lübbenau 20300 Einwohner. Im Jahr 1996 wurde das Kraftwerk Lübbenau stillgelegt. 400 Millionen Tonnen Braunkohle hat die Anlage bis dahin verbrannt. Noch im selben Jahr wurden etappenweise die symbolträchtigen Schornsteine gesprengt. Gleiches geschah mit den Hauptanlagen bis einschließlich 2010. Auf der freigewordenen Fläche haben sich Unternehmen angesiedelt. Mit dem Schließen des Kraftwerkes verloren zahlreiche Menschen ihre Arbeit. Bis zu 5000 Arbeiter waren auf dem Gelände einst tätig. Abwanderungen waren die Konsequenz. Rückbau und Abriss folgten. So lebten 2014 noch 16200 Einwohner in Lüb-benau/Spreewald.

Aus der ehemaligen Gebäudewirtschaft Calau gingen die Lübbenauer WIS Wohnungsbauge-sellschaft im Spreewald mbH, die Wohn- und Baugesellschaft Calau mbH sowie die Wohnbaugesellschaft Vetschau GmbH & Co. KG hervor. 5645 Wohnungen hatte die WIS 1991 zu verwalten (davon 599 in Altdöbern). 1300 Wohnungen hat der Wohnungsanbieter in den Jahren 2002 bis 2014 rückgebaut. Im Bestand der WIS befinden sich zum heutigen Stand 4219 Wohneinheiten (in Lübbenau und Altdöbern).

Anmerkung: Im obigen Text wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sämtliche geschlechtsspezifischen Bezeichnungen beziehen sich jedoch immer gleichermaßen auf alle Geschlechter.

 

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